57. Die guten Kaiser in Rom.
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besonderer Liebe und Fürsorge nahm er sich der Armen an und ließ 5000 arme Kinder auf seine Kosten erziehen. Auch glückliche Kriege führte er. Er besiegte die streitbaren Dacier nördlich der Donau (in der Walachei und Siebenbürgen) und errichtete die Provinz Dacien. Bei diesem Anlasse erbaute er bei Czernetz eine steinerne Brücke über die Donau, welche auf 20 Pfeilern ruhte und 800 m lang war. Das Andenken an diese Kriegsthat verherrlicht noch jetzt die von Senat und Volk ihm errichtete 32 m hohe Trajansfäule auf dem neuen Forum in Rom. Auf einem Zugegegendieparther drang er über den Euphrat vor und machte Armenien und Mesopotamien zu römischen Provinzen, sodaß unter ihm das • römische Reich seine größte Ausdehnung erhielt. Auf der Rückkehr erkrankte er und starb in Cilicien.
Die dritte Christenverfolung. Nur gegen die Christen die er für staatsgefährlich hielt, verfuhr Trajan unbegreiflich hart und veranlaßte die dritte Christenverfolgung, die eine der heftigsten gewesen ist. Da die heidnischen Tempel leer standen und für feilgebotene Opfertiere sich keine Käufer fanden, so gab Trajan den Befehl, keine geschlossenen Verbindungen zu dulden. P l i n i u s der Jüngere, der unter Trajan 111 Statthalter von Bithynien war, schrieb einmal in dieser Angelegenheit folgenden Bericht an Trajan:
„Ich habe eine große Anzahl von Christen von jedem Alter, Stand und Geschlecht in Untersuchung gezogen und bin ihrer großen Anzahl wegen in Verlegenheit, wie ich gegen sie verfahren soll. Darum berichte ich und erwarte Befehle. Bis jetzt habe ich es bei denen, welche als Christen bezeichnet worden waren, auf folgende Weise gehalten. Ich fragte sie, ob sie Christen wären. Wenn sie gestanden, so fragte ich zum zweiten und dritten male und drohte ihnen mit der Todesstrafe. Wenn sie bei ihrem Bekenntnisse beharrten, ließ ich sie hinrichten. Denn ich war überzeugt, daß, mochten sie auch eingestehen, was sie wollten, ihr Ungehorsam und ihre unbeugsame Hartnäckigkeit gestraft werden müsse. Andere, welche von gleichem Wahne ergriffen waren, habe ich, weil sie römische Bürger sind, aufzeichnen lassen, um sie nach Rom zu schicken. Andere waren in einer Anklageschrift ohne Namensunterschrift fälschlich als Christen angeklagt; diese ließ ich ledig. Wiederum andere bekannten, sie seien früher Christen gewesen und an einem gewissen Tage vor Tagesanbruch zusammengekommen, um Christus zu Ehren unter einander ein Lied zu singen; sie hätten einander eidlich gelobt, keinen Diebstahl und keinen Raub zu begehen, die Ehe heilig zu halten, kein anvertrautes Gut zu leugnen und seien hierauf gewöhnlich auseinander gegangen und nur zu einem gemeinsamen Abendmahle wieder zusammengekommen. Aber auch diese Versammlungen hätten sie unterlassen, als ein kaiserlicher Befehl gegen Privatvereine erschienen sei. Um so nötiger hielt ich es, zwei Sklavinnen auf die Folter zu bringen, erfuhr aber nichts weiter, als einen verkehrten, unbegreif-
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Extrahierte Personennamen: Czernetz Christus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Donau Walachei Donau Rom Armenien Mesopotamien Cilicien Rom
Autor: Rappaport, Bruno, Lambeck, Gustav, Rühlmann, Paul
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Geschlecht (WdK): Jungen
Wirtschaftlicher Rückgang. Das Christentum 19
Corpus Inscriptionum Latinarum Viii 4877.
Dem Gotte Hurelmn 1 die Gemeinde der Kolonie Thubursicum.'
b) Briefwechsel Trajans mit dem jüngeren piinius über die Behandlung der Christen? piinius4, Briefe X 97. 98.
X 97. piinius an Trajan. . . . Untersuchungen gegen Christen habe ich niemals beigewohnt, daher weiß ich nicht, was und wie weit man hier zu strafen oder zu untersuchen pflegt. Einstweilen habe ich bei denen, die mir als Christen zur Anzeige gebracht wurden, folgendes Verfahren eingeschlagen. Ich befragte sie, ob sie Christen seien; gestanden sie es, so fragte ich sie zum zweiten und dritten Ittale unter Androhung der Todesstrafe; beharrten sie auch dann dabei, so ließ ich sie hinrichten. Denn für mich bestand kein Zweifel, daß, wie auch immer ihr Geständnis beschaffen sei, jedenfalls ihre Hartnäckigkeit und ihr unbeugsamer Starrsinn bestraft werden mußten. Andere, die von gleichem Wahnsinn befallen waren, habe ich, weil sie römische Bürger waren, vormerken lassen, um sie nach Rom zu schicken, während der Untersuchung nun breitete sich, wie das zu geschehen pflegt, das verbrechen weiter aus, und es kamen mehr Fälle vor. Irir wurde nun eine Schrift ohne Angabe des Verfassers vorgelegt, die Namen vieler Leute enthielt. Alle diejenigen, die erklärten, weder Christen zu sein noch gewesen zu sein, die ferner nach meinem Vorgänge die Götter anriefen und deinem Bilde, das ich zu diesem Zwecke mit den Götterbildern hatte herbeibringen lassen, mit Weihrauch und wein opferten, auch Christus lästerten, alles Dinge, zu denen, wie es heißt, wahre Christen nicht gezwungen werden können, glaubte ich freilassen zu sollen. Andere, die von einem Angeber namhaft gemacht worden waren, gaben zu, Christen zu fein, leugneten es aber bald wieder: sie feien zwar Christen gewesen, hätten davon aber wieder abgelassen, einige vor drei, einige vor mehr, einige sogar vor zwanzig Jahren. Auch diese brachten deinem Bildnis und den Götterbildern Verehrung dar und lästerten Christus. Sie versicherten aber, ihre ganze Schuld oder Verirrung habe darin bestanden, daß sie regelmäßig an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zusammengekommen seien, ein Lied Christo, als einem Gotte, zu Chren im tdechfelgesang angestimmt und sich nicht etwa zu einem verbrechen verschworen, sondern im Gegenteil dazu eidlich verpflichtet hätten, keinen Diebstahl, Raub oder Ehebruch zu begehen, nie ein gegebenes wort zu brechen und den
1 Aurelian war der erste Kaiser, der sich bei Lebzeiten als Gott verehren
liefe, früher geschah das mit den Kaisern erst nach ihrem Tode: siehe z. B. die Inschriften 5. z. 9. 18. ' In Itnmidien.
8 Über die erste Ghriftenverfolgung unter Nero siehe 11 d oben S. 8.
4 62 bis um 113 n. Chr., Neffe des Naturforschers: war unter Trajan Statthalter von Bithtjnien.
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136 Catilina fällt bei Pistoria (62). Cicero verbannt.
und.wurde nun in die Acht erklärt. Der Konsul Antonius erhielt^ den' Auftrag, -mit einem Heere nach Hetrnrien zu marschieren; C-ieero blieb zum Schutze der Stadt zurück.
Die iu dev Stadt zurückgebliebenen Häupter der Verschwörung- hatten den Auftrag, den Cicero und eine Menge tzoü Senatoren und andern Bürgern zu ermorden und die Stadt ay 12 Enden anzustecken, und sie hatten dafür die Nacht der Saturnalien (19—20. Dez.) festgesetzt. Aber kurz vorher bekam Cicero vollgiltige Beweise ihres Vorhabens in seine Hände, so daß er gegen sie einschreiten konnte. Die Verschwörer hatten nämlich auch Gesandte eines gallischen Volkes, der Allobroger, in ihr Geheimms hineingezogen, um dies Volk für sich zu gewinnen; die Gesandten hatten die Sache einem vornehmen Manne, Namens Fabius Sanga, und dieser dem Cicero mitgeteilt, und aus Veranlassung des Cicero hatten die Gesandten sich Briefe von den Verschworenen au ihr Volk mitgeben lassen. Bei ihrer Abreise wurden die Gesandten' in der Nähe Roms überfallen und ihnen die Briefe abgenommen. Cicero legte die Briefe, die volles Zeugnis der Verschwörung gaben, dem Senate vor, und dieser verurteilte sofort die schuldig Befundenen zum Tode. Fünf Männer aus vornehmem Stande ließ Cicero im Gefängnis erdrosseln, vier andere waren entflohen.
Catilina selbst fiel im Anfang des folgenden I. 62 in einer Schlacht bei Pistoria (Pistoja), nachdem er tapfer gefochten. Cicero, der bei der Unterdrückung der Verschwörung das Hauptverdienst hatte, wurde von dem Senate dankbar belobt und geehrt und stand jetzt auf der Höhe seines Ruhmes. Aber im I. 58 wurde er auf Betreiben des demagogischen Tribunen Clodius in die Verbannung getrieben, weil er wider Urteil und Recht römische Bürger habe hinrichten lassen. Im folgenden Jahre kehrte er wie im Triumphe zurück!
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Cicero Fabius_Sanga
291
die bisherigen Bestimmungen des Senates zu vernichten. Daher ließ
er auch den Ventidius, der dem Antonius drei Legionen nachführte,
ungehindert ziehen und rieth dem Lepidus, dem Senate nur dem
Scheine nach zu gehorchen. Dennoch bewarb er sich um das Consulat
und forderte den Cicero auf, als Mitbewerber aufzutreten, allein der
Senat vereitelte dieses Vorhaben.
Inzwischen war Antonius unter vielen Strapazen über Savona
nach der Provence entkommen, wo Lepidus bei Frejus, dem alten
Forum Julii am Süberflusse, dem h. Argens, sein Lager hatte. Ob-
gleich der Senat diesem Feldherrn den Krieg gegen den Geachteten
aufgetragen hatte, so nothigten ihn doch seine Truppen, sich mit dem
Antonius zu verbinden. Octavian hatte zwar jetzt Antheil an dem
Oberbefehle des Decimus erhalten, um gegen die Angriffe der beiden
vereinigten Feldherren Italien zu vertheidigen; allein er erbitterte durch
Vorwürfe des Undanks die Armee gegen den Senat und erklärte, daß
er nur als Consul im Staude seyn werde, ihre Verdienste zu belohnen,
die Morder Casars zu bestrafen, und dem Bürgerkriege ein Ende zu
machen. Eine große Deputation von Offizieren eilte daher nach Rom
und verlangte für ihren Feldherrn das Consulat. Der in Furcht ge-
setzte'senat gab eine ausweichende Antwort und verwies den Sol-*
daten ihre ungehörige Freimüthigkeit. Voll Unwillen vernahmen dieses
die acht Legionen, welche Octavian befehligte. Er führte sie gleich
in dieser ihm günstigeu Stimmung über den Rubicon. In Rom ent-
stand darüber großer Lärm und Schrecken; der Senat war bestürzt,
da ihm kein Heer zu Gebote stand. Cicero ließ sich nicht sehen.
Eiligst schickte man Gesandte ab, welche Geld für die Truppen und
dem Casar die Erlaubniß überbrachten, auch abwesend um das Consulat
anzrchalten. Als aber zwei Legionen aus Afrika eintrafen, hob der
wankelmüthige Senat jenen Beschluß wieder auf. Darüber entrüstet
zog Octavian nach Rom, wo die Truppen ihm sich anschlossen, er-
zwang sich das Consulat, das ihm der feige Senat mit großen Aus-
zeichnungen übertrug, ließ die Mörder Casars und S. Pompejus, der
früher eine ehrenvolle Wiederherstellung und den Oberbefehl über eine
Flotte erhalten hatte, in die Acht erklären, und gewährte dem Cicero
eine Audienz, dem er aber auf seine höflichen Entschuldigungen und
Ausstüchte spöttelnd erwiederte: ,7 er (Cicero) sey der letzte von seinen
Freunden, der zu ihm komme."
Antonius und Lepidus, durch Asinius Pollio mit zwei Le-
gionen und durch Munatius Plancus, der an der Jsere stand, mit
drei Legionen verstärkt, verfolgten den Decimus, der mit seinen zehn
19*
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Antonius Antonius Octavian Morder_Casars Octavian Antonius Asinius_Pollio
Extrahierte Ortsnamen: Savona Italien Rom Rom Afrika Rom
455
die Feldherrn Marcellinus in Dalmatien, Aegidius, nach ihm
sein Sohn Syagrius im nördlichen Gallien.
Nach des Severus Tode herrschte Ricimer, der bei Bergamo die
von der Loire her cinbrechenden Alanen unter ihrem Könige Biorgor,
geschlagen und Italien von einer neuen Gefahr befreit hatte, allein
mit unumschränkter Gewalt, ohne jedoch sich den Kaisertitel beizulegen,
bis im Jahr 467, mit seiner Einwilligung und auf Verlangen des rö-
mischen Senats, der Grieche Anthemius, Schwiegersohn des ver-
storbenen Kaisers Marcianus, vom Kaiser Leo zum Augustus bestimmt
wurde. Anthemius vermahlte sogleich nach seiner Ankunft in Rom
seine Tochter mit Ricimer, um diesen ehrgeizigen Mann für sich zu
gewinnen. Der Versuch des oströmischen Kaisers, in Verbindung mit
Anthemius das Reich der Vandalen zu stürzen, scheiterte im I. 468,
ungeachtet der großen Rüstungen, an der List und Ueberlegenheit Gei-
serichs zur See. Kaum die Halste der aus mehr als tausend Schiffen
bestehenden kaiserlichen Flotte, welche schon Karthago angriff, brachte
der ungeschickte byzantinische Admiral Basiliscus zurück. In den fol-
genden Jahren kämpfte Anthemius erfolglos gegen die Westgothen,
welche unter ihrem Könige Eurich die letzten Besitzungen der Römer
in Spanien eroberten. Auch setzten sich die Burgunder im heutigen
Lyonais und in der Franche Comte fest. Zwistigkeiten zwischen dem
Kaiser und Ricimer veranlaßten in diesen Zeiten des Verfalls noch
einen Bürgerkrieg, worin Rom nach einer dreimonatlichen Belagerung
im Juli des I. 472 von Ricimer eingenommen und der Kaiser getödtet
ward, an dessen Stelle schon am 23. Marz der aus Constantinopel
geholte Anicius Olybrius, Valentinians Iii. Schwiegersohn zum
Augustus ernannt worden war. Kurz darauf, am 20. August desselben
Jahrs, machte eine heftige Krankheit, die damals in der schrecklich
verheerten und ausgehungerten Hauptstadt herrschte, der hochmüthigen
Tyrannei und dem Leben des mächtigen Sueven ein Ende. Schon
im Oktober folgte ihm Olybrius. Dessen Nachfolger wurde Glyce-
rins, Oberster der Haustruppen, den der Burgunde Gundvbald,
Ricimers Nachfolger, in Ravenna im März 473 zum Kaiser erklären
ließ. Allein schon im folgenden Jahre entsetzte ihn der vom byzanti-
nischen Hofe dazu aufgeforderte Statthalter Dalmatiens, Julius
Nepos,^.und nahm in Ravenna den Kaisertitel an. Seinen Vor-
gänger nahm er in Rom gefangen, ließ ihm das Haupt scheeren und
machte ihn zum Bischof von Salona in Dalmatien. Nepos hatte den
damals in Rom sich aufhaltenden Pannonier Orestes, der früher
Attila's Freund und Protonotar (Geheimschreiber) gewesen war, zum
28 *
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Extrahierte Personennamen: Grieche_Anthemius Leo_zum_Augustus Leo Augustus Admiral_Basiliscus Anicius_Olybrius Augustus August Ricimers Julius
Nepos Nepos
Extrahierte Ortsnamen: Dalmatien Gallien Bergamo Italien Rom Spanien Constantinopel Burgunde_Gundvbald Ravenna Ravenna Rom Salona Dalmatien Rom
131
verursachte, daß er die Kriegszucht vernachlässige, in Syrakus ein üp-
piges Leben führe, griechische Sitten annehme und griechische Bücher
lese. Die vom Senat abgeschickten Commissarien fanden aber Scipio's
Heer, Flotte, Magazine und sonstige Anstalten zum Kriege in der
schönsten Ordnung, und jene Anklage erhöhte nur noch mehr seinen
Ruhm. Pleminius aber und zweihundert Mitschuldige wurden in
'Ketten nach Rom geführt, wo er im Kerker starb, die übrigen aber
die verdiente Strafe erlitten.
Wahrend Masinissa in Spanien für Karthago focht, waren sein
Vater Gala und dessen hochbetagter Bruder Oesalkes, der nach der
Sitte der Numidier in der Regierung gefolgt war, gestorben, und ein
gewisser Mezetulus hatte sich zum Herrn des Landes gemacht und mit
Syphar ein Bündniß gegen Masinissa geschlossen. Dieser kehrte daher
eilig aus Spanien zurück, sammelte um sich die Anhänger seines
Vaters, schlug den Thronräuber und wurde eben so schnell wieder
Herr seines väterlichen Reiches als ihn Syphar durch die erste Schlacht
wieder vertrieb. Er zog sich daher mit seinen Anhängern in das Ge-
birge zurück und machte von da aus glückliche Raubzüge in das Gebiet
seiner Feinde. Syphar schickte daher Truppen gegen den kühnen
Räuber aus, die ihn und seine Begleitung von fünfhundert Mann zu
Fuß und zweihundert zu Pferde einst in einem engen Thale einschlossen,
woraus er sich aber mit fünfzig Reitern rettete, auf einer Ebene bei
Clupea aber aufs Neue so umzingelt wurde, daß er verwundet sich im
Getümmel des Gemetzels nur mit vier Reitern retten konnte. Ein
großer Strom nahm die von allen Seiten verfolgten Flüchtlinge auf;
zwei versanken in dem reißenden Strudel vor den Augen der Feinde,
die nun in der Meinung, die übrigeu seyen auch ertrunken, von der
Verfolgung abstanden.
(Siehe die Abbildung l>° 39.)
So glaubte man fest an die Nachricht von Masinissa's Tode.
Er aber lebte in einer verborgenen Hohle von dem Raube seiner beiden
Reiter und heilte mit Kräutern seine Wunde. Als diese nur irgend
einige körperliche Bewegung gestattete, machte er sich mit unglaublicher
Kühnheit wieder auf den Weg zur Wiederoberung seines Reiches,
sammelte schnell ein Heer von zehntausend Mann und plünderte das
Gebiet des Syphar und der Karthager, die aber in einer blutigen
Schlacht sein ganzes Heer vernichteten, so daß er nur mit sechszig
Reitern nach der kleinen Syrta entkam, wo er bis zur Landung der
römischen Flotte unter Scipio und Lälius zu Anfänge des Jahres 204
wartete und sich mit ihnen vereinigte. Ohne von den Karthagern
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38
an Jahren und Stärke nicht ungleich, die Hvratier im römischen,
die Cur iati er im albanischen, jedoch schwankte die Sage in dieser
Bestimmung. Beide Parteien waren zu einem Kampf für ihres Vater-
landes Oberherrschaft bereit. Ehe sie kämpften, wurde zwischen den
Römern und Albanern ein Vertrag geschlossen, des Inhalts: Welches
Volkes Bürger in diesem Kampfe siegen würden, das sollte des andern
guter friedlicher Oberherr seyn. Der Vertrag wurde mit folgenden alten
Gebrauchen geschlossen, die auch spater die Römer bei ähnlichen Ver-
tragen beibehielten: Der Bundespriester fragte den König : » Geneh-
migst du es, König, daß ich mit dem Eidesvater des albanischen Volkes
einen Bund schließe?" Als der König es genehmigt, sprach jener
weiter: »So verlange ich von dir, o König, den heiligen Rasen.«
Der König sprach: »Dazu nimm reines Gras." Der Priester holte
sich das reine Gras von der Burg, und fragte dann den König wieder:
»König, machst du mich zum königlichen Boten des römischen Volkes
der Ouiriten? auch mein Gerath und meine Begleiter?" Der König
antwortete: »In so weit weder mir, noch dem römischen Volke der
Quinten Nachtheil daraus erwachse, mache ich dich dazu." Der
Bundespriester machte dadurch einen Römer zum Eidesvater, daß er ihm
Haupt und Haar mit dem geweiheten Grase berührte. Der Eidesvater
(pater patratus) ward zur Leistung des Eides oder zur Bekräftigung
des Vertrags ernannt. Als die Vergleichungspunkte oder Bedingungen
abgelesen waren, sprach der Priester zum Schluß: »Höre, Jupiter! höre,
Eidesvater des albanischen Volkes! höre du, Volk von Alba! So wie
dieses öffentlich von Anfang bis zu Ende von diesen Tafeln oder Wachse
verlesen worden ist, sonder arge List, und so wie es allhier heutiges
Tages völlig richtig verstanden worden ist, also will auch von bemel-
deten Artikeln das römische Volk nicht zuerst abgehen. Sollte es nach
öffentlichem Schluffe in böslicher Absicht zuerst davon abgehen, so wollest
du, Jupiter, desselbigen Tages das römische Volk eben so treffen, als
ich heute auf dieser Stelle dieses Schwein treffen werde; und triff dn
es so viel kräftiger, je kräftiger du das kannst und vermagst!" Nach
diesen Worten gab er dem dabeistehenden Opferschweine einen Schlag
mit einem rohen Kiesel. Dieselben Gebräuche verrichteten auch die
Albaner.
Hierauf traten die sechs Kämpfer mitten auf dem Platze zwischen
beiden Heeren auf. Als die Waffen der Jünglinge erklangen und ihre
Schwerdter blitzten, durchbebte die Zusehenden ein heftiger Schauer; es
kam zum Handgemenge und zwei Römer stürzten vor den drei schon ver-
wundeten Albanern. Schon brach das albanische Heer in Freuden-
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260
gen fort und suchten namentlich die Gesandten der Allobroger,
die sich gerade damals in der Stadt aufhielten, um sich über
den Druck des römischen Statthalters zu beschweren, für sich zu
gewinnen, um dieses tapfere Volk in die Verschwörung hinein-
zuziehen. Allein die Gesandten fanden den Beitritt bedenklich
und theilten das Geheimniß ihrem Patron Q. Fabius Sanga
mit. Von diesem erfuhr es Cicero. Er gab den Rath, die
Gesandten sollten der Verschwörung zum Scheine beitreten und
sich dann Briefe von den Verschworenen an ihr Volk mitgeben
lassen. Das geschah. Cicero aber ließ sie auf der Rückreise,
der Verabredung gemäß, aufheben, und bekam nun die vollstän-
digsten schriftlichen Beweise von dem ganzen frevelhaften Unter-
nehmen in seine Hände. Er legte sie dem Senate vor (am 3.
Dcbr.); und nun wurden die Häupter der Verschwörung, fünf
an Zahl, in Gegenwart der Gesandten vernommen, durch Siegel
und Unterschrift vollständig überführt und in's Gefängniß ge-
bracht. Die Sitzung des Senats hatte bis gegen Abend gedau-
ert. Nun eilte Cicero nach dem Markte, um dem Volke, welches
ihn hier mit Ungeduld erwartete, das Ergebniß mitzutheilen (in
der 3. Rede am 3. Decbr.). Mit Entsetzen vernahm die Menge,
welchem Unglücke sie entgangen sei und pries den Muth und die
Weisheit des Consuls. Am 5. December versammelte er den
Senat, um über das Schicksal der eingezogcnen Verbrecher zu
entscheiden. Die ersten Senatoren stimmten für den Tod, bis die
Reihe an Cäsar, den erwählten Prätor, kam. Dieser erklärte, es
sei gesetzwidrig und gefährlich, ohne förmlichen Proceß auf To-
desstrafe zu erkennen, und trug auf ewige Gefangenschaft an2).
Dagegen erhob sich Cicero in seiner vierten Rede und wurde
von M. Porcius Cato kräftig unterstützt, so daß die Todesstrafe
zum Beschlüsse erhoben wurde. Dieselbe wurde noch an demsel-
den Tage im Kerker mittelst des Stranges an ihnen vollzogen.
Nach der Hinrichtung trat Cicero unter die herbeigeströmte Volks-
menge und verkündete mit lauter Stimme.- „Sie haben gelebt!"
Da jubelte das Volk, nannte ihn Netter des Vaterlandes und
führte ihn wie im Triumphe nach Hause.
Unterdessen war Antonius mit einem Heere nach Hetrurien
2) Hiedurch zog sich Cäsar selbst den Verdacht der Mitwissenschaft zu.
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rechtfertigen, ging er freiwillig in die Verbannung nach Ardea
und soll unterwegs mehrmals die Götter angefleht haben, daß sie
recht bald den undankbaren Mitbürgern seinen Verlust fühlbar
machen mögten. Dieser Wunsch ward ihm erfüllt.
§• 25. pic Gallier in Nom. 389.
' Während Rom den letzten Krieg gegen Veji führte, hatten
die Senonen, ein Stamm der wanderungslustigen und kriegerischen
Gallier, die Seealpen überstiegen und über einen großen Theil
Oberitaliens erobernd sich ausgebreitet. Unter Anführung des
Brennus drangen sie alsbald weiter vorwärts bis nach Clu-
sium, dein heutigen Chiusi, in Mitteletrurien. Hier, in dem
reichen Wein- und Kornlande, in den fetten Triften der Apen-
ninen, forderten die fremden Männer Abtretung von Land und
lagerten sich jetzt drohend um Clusium. Die erschrockenen Ein-
wohner schickten schnell Abgeordnete nach Rom und baten um
Hülfe gegen die Macht vom Norden her: „sie hätten ja auch
den Vejern nicht gegen Rom Beistand geleistet." Der Senat
schickte vorläufig drei Gesandte aus der Familie der Fabier da-
hin, theils um den Frieden zu ermitteln, theils um des Fremd-
lings Macht auszukundschaften. Diese mahnten den Brennus
zur Ruhe und setzte hinzu: „Rom wolle das unbekannte Volk
lieber in Frieden als durch die Waffen kennen lernen." Bren-
nus aber erwiederte: nur gegen Abtretung von Land würden sie
Frieden halten; sonst mögten die Gesandten selbst die Schlacht
mit anseheu, um nach Hause melden zu können, daß die Gallier
die tapfersten Männer seien. Da stutzten die Gesandten und
fragten: mit welchem Rechte er denn doch in das Gebiet freier
Männer falle? „Das Recht' — war die Antwort — führen
wir auf der Spitze des Schwertes; dem Tupfern gehört die
Welt!" Über solche'keckheit ergrimmten die Gesandten. Wider
das Völkerrecht verbanden sie sich mit den Clusiern, und führten sie
zum Kampfe hinaus; einer von den Gesandten tödtete sogar mit
eigener Hand einen gallischen Anführer. Kaum aber war der
Gesandte erkannt, als die Gallier die Schlacht abbrachen, Clu-
siums nicht mehr gedachten und Zorn und Drohungen nur gegen
Rom richteten. Dennoch schickten sie erst Boten an den Senat
und forderten Auslieferung der treubrüchigen Römer. Der Se-
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gegen ihn abgeschickten Prätor und machte einen zweimaligen
Einfall in Thessalien. Da aber zog Q. Cä eil ins Metellus
heran, schlug den Empörer in zwei Schlachten und nahm ihn
gefangen. Andriscus mußte dem Triumphwagen des Siegers
folgen, der für die Beendigung dieses macedonischen Krieges den
Ehrennamen „Macedonicus" erhielt. Zur Strafe für den Ab-
fall ward Makedonien in eine römische Provinz verwandelt, 148.
Ein gleiches Loos traf bald nachher auch Griechenland,
gegen welches Rom schon seit Jahren gerüstet hatte. Im Jahre
150 v. Ehr. waren zwischen den Achäern und Spartanern aber-
mals Grenzstreitigkeiten ausgebrochen. Letztere wandten sich um
Schutz nach Rom; und der Senat, froh, wieder eine Gelegen-
heit gefunden zu haben, die Achäer von Neuem zu unterdrücken,
ergriff sogleich Sparta's Partei und versprach, eine Gesandschaft
nach Griechenland zu schicken, welche die Streitsache schlichten
sollte. Aber noch vor Ankunft derselben schritten die Achäer, auf
Betrieb des Strategen Damokritus, zu offener Gewalt. Sie
schlugen im Jahre 149 die Spartaner in einer blutigen Schlacht
und verheerten ringsum ihr Gebiet. Vergebens suchte Metellus,
der damals mit Heeresmacht in Macedonien stand, den Frieden
zu vermitteln. Endlich erschien die lang ersehnte Gesandschaft
von Rom; und auf der Bundesversammlung zu Korinth ver-
langte Aurelius Orestes im Namen des römischen Senates,
daß fortan die Achäer sich auf die Grenzen ihres eigenen Ge-
bietes beschränken und demnach Sparta, Korinth, Argos, Hera-
klea und Orchomenus aus dem achäischen Städtebunde entlassen
sollten. Der Römer hatte noch nicht seinen Vortrag geendet,
als die achäischen Abgeordneten bestürzt die Versammlung verlie-
ßen und draußen dem Volke den Beschluß des Senats verkün-
deten. Sofort fiel der aufgeregte Haufe wüthend über die Spar-
taner her und schleppte sie in's Gefängniß. Alle Ermahnungen,
alle Drohungen der römischen Abgeordneten blieben ohne Erfolg;
ja, um der eigenen Gefahr zu entgehen, verließen sie eiligst Ko-
rinth und brachten ihre Klagen vor den römischen Senat. Eben
damals war Rom in einen dritten Krieg mit Karthago verwik-
kelt; und der Senat hielt es deshalb für rathsamer, durch eine
neue Gesandtschaft eine friedliche Ausgleichung zu versuchen. Al-
lein auch dieser Versuch mißlang völlig. Ja, so groß war die
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